Wachkraniotomie

Wachkraniotomie

Eingriffsspezifische Besonderheiten

  • Operation im Bereich wichtiger Funktionsareale für Sprache, Sehen und Motorik
  • Während die motorischen und sensorischen Areale, bedingt auch das Sehen, gut in einer Allgemeinanästhesie mittels Neuromonitoring überprüfbar sind, können die Regionen für die Sprache nur beim wachen, kooperativen Patienten getestet werden  

Präoperativ

Planung

  • Frühzeitige Anmeldung beim Neuroteam Anästhesie
  • Präoperatives Sprachtraining und Tests durch eine Logopädin oder einen Neuropsychologen. Anwesenheit des Logopäden im OP erforderlich
  • Das Prämedikationsgespräch wird im Vorfeld durch die zuständige Anästhesistin (Neuromonitoring) durchgeführt. Siehe Konzept Neuromonitoring 

Medikamentöse Prämedikation:

  • Prämedikation Clonidin 150 mcg, 90 min vor Eingriff 

Installationen

  • Standard-Monitoring (SpO2, NIBD, EKG) 
  • Arterie 
  • LAMA oder ITN (TCI) 
  • 2 grosslumige VF 
  • DK (lange Operationsdauer) 
  • O2-CO2- Nasenbrille für Wachphase 
  • Zusätzliches Material für allfällige Re-Intubation mit erschwerter Lagerung (Fiberoptik griffbereit) 

Lagerung 

  • Es ist auf eine bequeme Lagerung zu achten
  • OP meist in Rücken -oder Seitenlagerung
  • Das Gesichtsfeld muss frei sein, transparente OP-Abdeckung
  • Die Sicht auf Anästhesie-oder OP-Monitore muss verhindert werden

Intraoperativ

Verlauf

  • Kraniotomie bis Duraeröffnung in Allgemeinanästhesie mittels Larynxmaske
  • Lokalanästhesie der Kopfhaut obligatorisch
  • Extubation mit im Sugita eingespanntem Kopf
  • Hustenstoss vermeiden
  • Während der Wachphase wird ein kortikales Mapping durch die Neurochirurgen mit Hilfe der Logopäden und des intraoperativen Neuromonitorings durchgeführt
  • Jegliche Sedation muss gestoppt sein
  • Nach erfolgter Resektion Schädelverschluss in Allgemeinanästhesie oder Sedation möglich
  • Verlegung auf AWR, Stroke Unit, IMC oder ZIM
Einlage der Larynxmaske eher schwierig, gegebenenfalls fiberoptische Intubation.

 Medikamente 

  • TCI mit Propofol und Remifentanil  
  • Lokalanästhetika (Mepivacaine) für Scalp-Block
  • Antikonvulsiva (Propofol, Thiopental) nur im äussersten Notfall, da dies das Ende der Wachkraniotomie bedeutet 
  • Kurzwirksame Antihypertensiva: Urapidil, Trandate auf Narkosetisch 
  • Gute PONV-Prophylaxe 

 Komplikationen

  • Nausea und Vomiting während Wachphase
  • Blutdruckspitzen, stressbedingt 
  • Intraoperative Krampfanfälle
  • Venöse Luftembolien durch halbsitzende Position 

 Therapeutische Kommunikation und Begleitung

  • Vor dem Einleiten mit dem Patienten eine Bezugsperson auswählen
  • In der Wachphase soll der Patient die bereits bekannte Personen sehen
  • Eine vertraute und ruhige Stimme hilft dabei, den Patienten möglichst ruhig zu halten
  • Bei der Kommunikation mit dem Patienten ist auf eine positive Aussprache zu achten
  • Besonders wichtig ist die Vermeidung negativer Suggestionen, verbale sowie nonverbale Signale
  • Den Patienten evtl. bewusst führen (Bohrergeräusch = Summen der Bienen)
  • Auf die Wünsche der Patienten sollte wenn möglich eingegangen werden (z.B. Lagerung, Hitze, Kälte…) 

Postoperativ

  • Trotz Neuromonitorings kann es postoperativ sofort, oder erst nach einigen Stunden zu einer Aphasie kommen
  • Diese ist meist unter Steroidgabe in wenigen Tagen rückläufig
  • Überwachung auf der Intensivstation, Stroke Unit oder im AWR
  • Es müssen unbedingt regelmässig neurologische Kontrollen durchgeführt werden
  • Eine postoperative Visite wird durch den Anästhesisten durchgeführt 
Mitwirkende Autor/innen

Verantwortlicher Author
Dr. med. Beate Poblete
Oberärztin m.b.F. Anästhesie; Fachbereichsleiterin Neuroanästhesie
Sybille Herger
Expertin Anästhesiepflege NDS HF, Fachbereichsleitung Pflege Neuroanästhesie