Blutungsanamnese

Blutungsanamnese

Präoperatives Screeningkonzept für ambulante Kleinchirurgie

Standardisierter Fragebogen zur Ermittlung eines erhöhten Blutungsrisikos

1) Ist bei Ihnen jemals eine Blutgerinnungsstörung festgestellt worden?
Hämophilie A/B, von Willebrand Syndrom (Prävalenz 1-2%), anderer Faktoren-Mangel

2) Gibt es in der Familie (Blutverwandtschaft) Fälle von Blutungsneigungen?
Hämophilie

3) Besteht ein längeres (>5-10min) oder verstärktes Nachbluten nach Schnittwunden?

4) Besteht ein längeres oder verstärktes Nachbluten beim Zahnziehen?
(Zahnfleischblutung aufgrund hoher Prävalenz von Peridontitis nicht verwertbar!)

5) Hatten Sie schon verstärkte Blutungen während oder nach Operationen?

6) Haben Sie eine schlechte Wundheilung?

7) Häufig Nasenbluten ohne andere Ursachen wie Schnupfen, trockene Luft, starkes Schneuzen?

8) Haben Sie häufig blaue Flecken (Hämatome) oder punktförmige Blutungen (Petechien) an Armen und Beinen oder am Rumpf – auch ohne sich anzustossen?

9) Hatten Sie schon Gelenksblutungen oder Blutungen in Weichteile bzw. Muskeln?

10) Nehmen Sie Medikamente zur „Blutverdünnung“ ein?
Sintrom, Marcoumar, Plavix, Efient, Aspirin, Xarelto, …

11) Nehmen Sie Schmerz- oder Rheumamittel ein – auch nicht vom Arzt verschriebene?
Aspirin, Alcacyl, Voltaren, Ponstan, Xefo, …

12) Nehmen Sie pflanzliche Mittel ein (Phytopräparate)?
Ginseng, Ginko, Ingwer, Cranberry (Moosbeere/Preiselbeere), Knoblauch,  …
(Empfehlung: 10 Tage präoperativ absetzen)

13) Sind Ihre Monatsblutungen verlängert (>7 Tage) und/oder verstärkt (häufiger Binden/Tampon-Wechsel) – seit der Menarche (Hypermenorrhoe)?

Die Blutungsanamnese gilt als auffällig, wenn mindestens eine Frage mit Ja beantwortet wird → genaueres Nachfragen!
Bei unauffälliger Blutungsanamnese → Verzicht auf Routinelabor aus anästhesiologischer Sicht!
Bei Verdacht auf Gerinnungsstörung: Quick, aPTT, Fibrinogen, Tc, PFA-100, Faktor XIII!
  • Kontaktaufnahme mit Dienstarzt Hämatologie erwägen
Mit diesem Verfahren werden 98% der vorbestehenden Hämostasestörungen erfasst (Fragebogen alleine 90%, Quick/aPTT alleine 5%)
Falls Hämostasestörung erst im OP entdeckt werden steigen die Kosten Blutprodukte um das 5-fache!
Cave: Hepato-/Nephropathien!
Mitwirkende Autor/innen

Verantwortlicher Author
KD Dr.med. Mattias Casutt
Oberarzt mbF Anästhesie