Bei der intravenösen Regionalanästhesie nach Bier werden die Lokalanästhetika nicht in die Nähe von Nerven, sondern in die durch Auswickeln entleerten Venen einer zuvor abgebundenen Extremität, meist des Armes, injiziert
Von dort diffundieren die Lokalanästhetika in die sensiblen Nervenenden und Nervenbahnen
Indikationen
Eingriffe am Unterarm und an der Hand, weniger am Unterschenkel und am Fuss
Vorzugsweise Handoperationen mit einer OP-Dauer < 60 min (z.B. Karpaltunnel-Spaltung)
Operateur muss mit dem Verfahren einverstanden sein!
Enge Kommunikation!
Kontraindikationen
Infektion des Operationsgebietes
Eingriffe, bei denen eine Blutstillung notwendig ist, da hierzu die Manschette geöffnet werden muss und das Lokalanästhetikum dann sofort abflutet
Raynaud-Syndrom
Sichelzellenanämie
Relative Kontraindikationen
Schlechte Venenverhältnisse können eine IVRA unmöglich machen
Material und Zubehör
Doppelte Tourniquet-Manschette mit pneumatischem Apparat
Notfallmedikamente (Ephedrin/Atropin) aufgezogen und Spritzen beschriftet vorhalten
Medikamente für Allgemeinanästhesie vorhalten (bei Versagen der IVRA und für den Notfall)
Sicht- und Funktionsprüfung des Narkosegerätes und des Monitorings
Durchführung
Anschluss des Basismonitorings: EKG, NIBP, Pulsoxymetrie
Punktionsort für 22 G-Venflon: Handrückenvene am zu operierenden Arm
Nicht vergessen: i.v. Zugang am gesunden Arm!
Anlegen der doppelten Tourniquet-Manschette
Auswickeln des Armes mit der Gummibinde (dabei Arm hochhalten!)
Stauung des proximalen Cuffs auf 50–100 mm Hg über dem systolischen Blutdruck
Injektion des LA, anschließend 12–15 min Wartezeit, danach Stauung des distalen Cuffs 50-–100 mm Hg über dem systolischen Blutdruck und öffnen des proximalen Cuffs
Blutsperre frühestens nach 20 min langsam öffnen
Nebenwirkungen
Tourniquet-Schmerz durch die abbindende Manschette
Systemische Toxizität des Lokalanästhetikum mit Parästhesien im Mundbereich, Tinnitus, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression, Kreislaufstillstand aufgrund von Leckagen der Manschette oder zu frühem Ablassen
Mitwirkende Autor/innen
Verantwortlicher Author
Kaspar Bachmann
Ehemalig Assistenzarzt Anästhesie, Konzept und Umsetzung klifairs.ch