Bariatrische Chirurgie

Bariatrische Chirurgie

Eingriffspezifische Besonderheiten

  • Meist jüngere Patienten mit Adipositas per magna
  • Mögliche Begleiterkrankungen: Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS), thromboembolische Komplikationen
  • Schwieriger Atemweg möglich (Ramp Position)

Operationsverfahren

Roux-Y-Magenbypass

  • Meist laparoskopisch durchgeführt
  • Restriktion durch Verkleinerung des Magens
  • Zusätzlich Verkürzung der Verdauungspassage mit geringer malabsorptiven Komponente
  • Geeignet für Patienten, die zu Zwischenmahlzeiten und Süssigkeiten greifen („Snacker“, „Sweeter) oder an Diabetes leiden (längerfristig eine bessere Kontrolle des DM)
  • Nachteil: längere OP 120-180min, höheres Anästhesierisiko, Malabsorptions-symptomatik: lebenslange Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen und Eiweiss nötig
  • Dumping-Syndrom: Übelkeit durch schwallartige Entleerung von zuckerhaltigen Speisen aus dem Restmagen infolge Pylorusresektion

 Quelle: Speck-Drum-Wetterau

Dichtigkeitstest Magenbypass

  • Methylenblau (Bild zeigt Material für Gastric Bypass)
  • Materialien zur Dichtigkeitsprüfung wird vom Op-Team bereitgestellt
  • Magensonde (22Ch) auf Anweisung des Chirurgen oral einführen
  • Bei optimaler Platzierung der Magensonde, jene festhalten und nicht bewegen!!
  • Methylenblau unter ständiger Angabe der Mililiterzahl langsam spritzen. (cirka 100ml)
  • Dichtigkeitstest beendet, Magensonde ziehen OHNE SOG!!!
  • Enoral absaugen

Sleeveresection (Schlauchmagen)

  • Meist laparoskopisch Durchgeführt
  • Im Gegensatz zum Roux-Y Magenbypass wird der physiologische Weg in der Nahrungspassage nicht verändert
  • Rein restriktives Verfahren, weshalb bei hochkalorischer Ernährung oder Flüssignahrung eine Gewichtsabnahme schwieriger ist
  • Oft ist lediglich eine Vitamin-B12 Substitution nötig
  • Operationszeit meist ca. 1h
  • Kleine Wundfläche
  • Verfahren für sehr starkes Übergewicht, Big eater (wenige, grosse Mahlzeiten)

 Quelle: Adipositas-Zentrum Oberbayern

Dichtigkeitstest Sleeve 

  • Methylenblau (Bild zeigt Material für Sleeve Resection)
  • Magensonde 36 Ch
  • Vorgehen Analog Bypass

Anästhesieverfahren

  • Wenn immer möglich auf eine Prämedikation verzichten (OSAS)
  • 2 gute Venflons
  • Arterienkanüle bei unmöglicher/schwieriger NIBD-Messung
  • ZVK bei schwierigen Venenverhältnissen oder erwartetem Vasoaktivabedarf
  • Gegebenenfalls Blasenkatheter
  • Desfluran bei kardial gesunden Patienten sinnvoll
  • C-ITN in „ramp position“ (Beachte Intubationskriterien und Möglichkeit zur Maskenbeatmung)
  • Oder bei erwartet schwierigem Luftweg: fiberoptisch wach nasal mit dicker Optik (Cave: Kalibersprung bei zu grossem Tubus)
  • keine Sonden im Esophagus!
Thorakale PDA nur bei offenem Verfahren

Narkoseführung

Medikamente

  • Dosierung der Medis nach Idealgewicht; Ausnahme Succinylcholin
  • PONV-Prophylaxe
  • Gute Relaxation – Restrelaxation vermeiden! Großzügige Reversion!

Beatmung

  • Hochnormale endtidale CO2-Werte tolerieren (Patienten sind dadurch meist KL-stabiler)
  • PEEP 8-12 mit vorgängigem 10-15 Sekunden Blähmanöver
  • Blähemanöver nach jeder Diskonnektion
  • Inspiratorische O2-Konzentration beachten (hohes Atelektaserisiko)

Lagerung

  • Intraoperative Antitrendelenburg-Lagerung
  • Die Patienten können fusswärts rutschen (gut abstützen)
  • Gefahr von Druckstellen am Gesäss sowie Ischiadikusläsionen oder Gefässkompressionen

Operationstische und Limiten

Tisch Gewicht
Säule von Saal 7 und Saal 4 180kg +20kg Material
Säule von Saal 1, 2, 3, 5, 8, 9, 10 225 bis 360kg (je nach Position)
Alte Transportwagen (grau-metall) bis 180kg
Normaler Transportwagen (blau-metall) bis 225kg + 20kg Zubehör
Transportwagen (Metall) bis 225kg + 20kg Zubehör

Postoperatives Management

  • Analgesie nach Schema
  • Verlegung in den Aufwachraum
  • Patienten mit OSAS ohne CPAP: AWR über Nacht 

Postoperative Gefahren

  • Ateminsuffizienz
  • Nachblutung
  • Thromboembolische Komplikationen
  • Darm-Ischämie
  • Paralytischer oder mechanischer Ileus
Mitwirkende Autor/innen

Verantwortlicher Author
Prof. Dr. med. Christoph Konrad
Chefarzt Anästhesie, Schmerztherapie, Rettungsmedizin