Hypophysenchirurgie
Eingriffsspezifische Besonderheiten
Häufigste Indikation sind benigne Hypophysenadenome
60% aller Adenome sind hormonaktiv:
- 30% Prolaktinome
- 20% Wachstumshormon bildende Tumoren
- 5% ACTH bildende Adenome
- FSH, TSH, LH bildende Adenome sind sehr selten
Damit verbunden sind sowohl Über- als auch Unterfunktion der Hypophyse.
Anästhesiologisch relevant sind nebst der Drucksymptomatik auf das Chiasma opticum und der intrakraniellen Raumforderung folgende Syndrome und Symptome:
- Morbus Cushing
- Akromegalie (Cave: Intubation)
- ACTH- Mangel (Cave: Elektrolyte)
- TSH- Mangel (Myxödem)
- ADH- Mangel (Diabetes insipidus bei Beteiligung Hypothalamus)
In jedem Fall sollte eine genaue endokrinologische Abklärung mit Hinweisen auf das perioperative Management vorliegen
Operationstechniken
Zugang über Kraniotomie
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Zugang transsphenoidal mittels Endoskopie welche in 2 Schritten erfolgt
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Siehe SOP Kraniotomie |
- Eröffnung des Zuganges durch das Sphenoid durch HNO (am LUKS)
- Endoskopische Resektion durch Neurochirurgie
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Lumbale Drainagen
- Siehe SOP: ZNS-Drainagen
- Indikation: durch Operateur (wird auf OP-Programm vermerkt)
- Ziel: Intra- und postoperative Entlastung des Hirndruckes. Der Chirurg kann intraoperativ ein Ablassen von Liquor wünschen um das OP-Feld (Gehirn) zu „entspannen“. Dadurch wird der Druck von den Retraktoren auf das Hirngewebe möglichst klein gehalten
Anästhesieverfahren
- TIVA mit Propofol und Remifentanil kontinuierlich empfohlen, Inhalationsanästhesie möglich
- NA- Perfusor, Ebrantil, Trandate und Mannitol auf Anästhesietisch bereit
- Orale Intubation mittels RAE-Tubus
- Venflon 2x, Arterie
- Blasenkatheter
- Lagerung im Sugita
Wenn vom Endokrinologen nicht anders verordnet, erhalten die Patienten präoperativ 100mg Hydrocortison (Solu-Cortef®) iv, gefolgt von 6-stündlich 50 mg
Narkoseeinleitung
- Eventuell Einlage der lumbalen Drainage
- Schonende Einleitung ohne Hyper-/Hypotonie, Hypoxie, Hyperkapnie und ohne Husten und Pressen des Patienten
Narkoseunterhalt
- Propofol und Remifentanil kontinuierlich, respektiv Inhalation
- Novalgin 1g KI bei Hautnaht, evt. Fentanyl/ Morphin 1 h vor OP- Ende
Narkoseausleitung
- Schonende Ausleitung ohne Hyper-/Hypotonie, Hypoxie, Hyperkapnie und ohne Husten und Pressen des Patienten (Lidocain iv, Remifentanil erhöhen…)
- Neurologische Beurteilung des Patienten nach Extubation
Cave: Patient hat Nasentamponade
Mögliche Komplikationen
- Carotisverletzung
- Intraoperativer Diabetes insipidus
Cave: Therapie mit Minirin nur bei gesicherter Diagnose und in Absprache mit dem Operateur, wenn
– Plasmaosmolarität > 300 mOsm/l bei Urinosmolarität < 150 mOsm/l
– Diurese übersteigt mindestens 250ml die stündliche Einfuhr
– Keine Reaktion auf Flüssigkeitsrestriktion – Die Stundendiurese allein ist keine Indikation, da sie meistens sehr überschiessend ist
Postoperatives Management