PICC Kinderspital (Peripherally Inserted Central Venous Catheter)
Definition
Der PICC oder PIC-Line ist ein peripher eingeführter Venenkatheter, der zentral zu liegen kommt
Die Venenpunktion erfolgt in der Regel am Oberarm an der Vena basilica oder Vena cephalica brachii
Bei problemlosem Verlauf kann ein PICC bis zu 6 Monate (im Extremfall bis zu einem Jahr) belassen werden
Indikationen
Schwierige periphere Venensituation
Länger dauernde Infusionstherapien (Antibiotika)
Chemotherapie
Ambulante parenterale Antibiotikatherapien (APAT)
Häufige Blutentnahmen
Hypertone Ernährungslösungen
Kontraindikationen
Lokaler Infekt an Punktionsstelle
Malcompliance
Sehr kleiner Venenquerschnitt am Oberarm
Shunt-Arm bei terminaler Niereninsuffizienz
Komplikationen
Frustrane Einlage
Katheter-Verstopfung
Katheterbesiedelung/-Infektion
Blutung
Thrombose (Vena cephalica 57%, Vena basilica 14%, V. brachialis 10%)
Luftembolie
Vorbereitung
Die Patienten im Kispi müssen für die PICC-Einlage nüchtern sein, da je nach Bedarf und Compliance eine Sedation oder eine Allgemeinanästhesie nötig ist
Idealer Einlageort
Gelenkfern (vermindert Mikromigration des Katheters)
Wenig behaarte Stelle (Haare verschlechtern die Qualität des Verbandes)
Genügend grosser Gefässdurchmesser (Parallelfluss verhindert venöse Stase) bei möglichst dünnem Katheter
Idealerweise im mittleren Drittel des Oberarms
Einlage
Die Einlage erfolgt unter denselben sterilen Kautelen analog einem zentralen Venenkatheter (ZVK )
Einlage wach, unter Sedation oder in AA je nach Kind
Patienten mit Oberkörper auf Tisch mit Carbonplatte lagern (Röntgenschürze entfernen)
Sonographische Darstellung einer geeigneten Vene am Oberarm und Markierung
Der Venendurchmesser muss dabei für einen 4F PICC ungestaut mindestens 4mm betragen (sonst zu wenig Fluss)
Abduziertes Auslagern des Punktionsarmes mittels Armtisch oder Armbank (Arm fixieren)
Sonographische Darstellung des freien Abflusses der Armvene bis in die Subclaviaregion
Einrichten des Bildverstärkers thorakal
Desinfektion der Punktionsstelle mittels Chlorhexidin 2%
Steriles Abdecken
Lokalanästhesie mittels Lidocain 1% /NaBic 8.4% 10:1
Sonographisch gesteuerte Punktion der Vene mittels G 18 Venflon oder mittels Nadel im Set
Einführen des weichen Drahtes über Venflon oder durch Nadel
Erste radiologische Lagekontrolle ob Draht in V. Cava liegt
Zurückziehen des Drahtes bis Spitze auf Höhe der Trachealbifurkation in der V. cava superior zu sehen ist
Länge des über die Haut herausstehenden Drahtes mittels mitgeliefertem Messband messen (CAVE: Markierung Inch/Zentimeter)
Draht-Länge (70cm) minus herausstehende Länge = Benötigte Einführtiefe
Integrierten harten Draht aus PICC entfernen und Katheter auf benötigte Einführtiefe kürzen
Spülen des Katheters mittels NaCl 0.9% und dabei Bestimmung der Füllmenge durch Ablesen des eingespritzten Volumens
Hautschnitt entlang Draht (Venflon/Nadel zum Schutz des Drahtes belassen) anbringen
Venflon oder Nadel enfernen
Dilatator inklusive Aufreisshülse und Mandrin über Draht vollständig in Vene einbringen
Gelben Innenmandrin mittels Drehung enfernen
Draht entfernen und sorgfältig aufbewahren
PICC über Aufreisshülse einführen
Lagekontrolle mittels BV ob Katheter via Cava verläuft (ansonsten Korrekturmanöver mittels Armlagerung oder Draht)
Falls Lage in Ordnung Aufrisshülse schrittweise entfernen
Einführen des PICC bis die Markierung 0cm zu sehen ist
Verkleben der Kathetereintrittsstelle mittels Gewebekleber
Fixation mittels GripLok, Silberalginat und IV 3000 Folienverband
Clave Connector direkt an PICC anschliessen ohne Dreiweghahn davor oder dahinter
Fixation
Silberalginat Rundschaumstoff (Zonis®)
IV 3000 Folienverband
GripLok Fixiervorrichtung
Umgang mit dem PICC
Der Patient kann bei abgeklebtem PICC (IV 3000) duschen
Baden und Schwimmen bei liegendem PICC ist verboten
Heben von schweren Lasten am Punktionsarm sollte vermieden werden
Eine Thomboseprophylaxe mittels Dalteparin ist nötig
Pflegerischer Umgang
Falls ein Katheterlumen nicht benötigt wird muss ein Heparin-Schloss angebracht werden (Erwachsene: Taurolock®-Schloss)
Vor Anbringen eines Heparin-Schlosses, Lumen mit 20ml NaCl 0.9% stossweise Spülen (1ml-weise)
Vor Wiederinbetriebnahme eines abgestöpselten Lumens sind 2-3ml Blut zu aspirieren und zu verwerfen (Heparin)
Anspülen von abgestöpselten Lumina alle 7 Tage
Die Katheterklammer am PICC ist regulär offen , da sonst die Gefahr der Materialermüdung besteht
Die Katheterklammer wird lediglich für den Wechsel des Clave Connector kurz geschlossen
Wechsel des Clave Connector alle 8 Tage bei kontinuerlicher Infusion alle 4 Tage, oder wenn durch Blut verschmutzt (nach Blutentnahme)
Vor jeder Manipulation am Clave Connector Anschlussstelle mit 2% Chlorhexidin desinfizieren
Die nichtinvasive Messung des Blutdruckes am PICC-Arm sollte unterbleiben
Erster Verbandswechsel 24h nach PICC-Einlage, danach alle 7 Tage, bei nässender Einstichstelle alle 2 Tage
Grip Lock-Wechsel alle 14 Tage
Kleinste Spritzengrösse für Injektionen über PICC-Lumen ist 10ml. Bei kleineren Spritzen kann ein zu hoher Druck aufgebaut werden
CT-/MRI
PICC sind CT und MR-tauglich
Kathetertypen
Es gibt blockbare und nicht blockbare Kathetermodelle
Am LUKS werden bisher ausschliesslich unblockbare PICC verwendet
1-Lumen 4 French (Länge 55cm) (Füllvolumen 0.5- 0.7ml)
1-Lumen 3 French (Länge 55cm)
Die maximalen Injektionsraten finden sich auf der Patientenkarte
Bei Mehrlumigen PICC ist in der Regel ein Lumen für Druckinjektionen gekennzeichnet (power injectable; max. 5ml/Sek)
Dokumentation
Dem Patienten wird ein Papierausweis (deutsch) sowie eine Plastikkarte (Englisch) über den eingelegten PICC ausgestellt und mitgegeben
Darauf sind folgende Angaben zu vermerken:
Kathetertyp (Lumen, Grösse)
Einführtiefe (dabei muss die Markierung 0cm auf Hautniveau liegen)
Einführdatum
Füllvolumen
Einlegender Arzt
Radiologische Lagekontrolle
Bildverstärker (BV) anschliessen und starten
Bildverstärker mit Monitor verbinden
BV an Strom anschliessen
BV ans Datennetz anschliessen (DICOM)
BV starten
Patient in Worklist aufnehmen
PC im Saal mit eigenem Login öffnen
Im EPIC in der Patientenoberfläche Verordnung machen für Durchleuchtung intraoperativ
Patient erscheint automatisch in der Worklist des Durchleuchtungsgerätes
Patienten im BV aus der Worklist laden
2x den Button „Worklist“ drücken
Patienten auswählen und mit OK quittieren
Durchleuchten
Unten links den Button „Fluoro“ drücken
Falls durchleuchten nicht möglich ist, kontrollieren ob Schlüsselposition unter Bildschirm auf (on) ist
Bei Bedarf zur Zentrierung Laser einsetzen
Bei Bedarf Bild rotieren mittels Button „Bild drehen“ unten links auf Bildschirm
Danach auf „Touchscreen“ mittels Finger drehen
Um Bild zu spiegeln „R“ Button rechts unten auf Bildschirm drücken
Gewünschte Bilder speichern mittels rechtem Fusspedal oder mittels Speicherbutton auf Bildschirm (zwingend falls ans PACS geschickt werden soll)
Bilder ans PACS senden
Bild mit Strahlungszeichen zusätzlich wählen (enhält Infos über Strahlungszeiten und Strahlendosis)
Zu schickende Bilder mit Pfeiltaste auswählen und mit Taste „Mark“ markieren (inklusive Strahlungsbericht)
Knopf „DICOM“ drücken (Archiviert ins PACS)
BV ausschalten
Literatur
Interne Arbeitsanweisung PICC, Tumorzentrum, Luzerner Kantonsspital
Interne Fotodokumentation Verbandswechsel PICC, Tumorzentrum, Luzerner Kantonsspital
Interne Kurz-Arbeitsanweisung PICC, Bettenstation Medizin, Luzerner Kantonsspital
R.B. Dawson, PICC Zone Insertion Method, JAVA (the Journal of the association of the vascular Access) Vol 16, No 3, 2011, p156-165
A. Corley et. al, Tissue adhesive for vascular Access devices: who, what, where, and when?,British Journal of Nursing Vol. 26, No 19, 2017, p 6-17
Hertzog DR, Waybill PN. Complications and controversies associated with peripherally inserted central catheters. J Infus Nurs. 2008; 31(3): 159-163