Bei unerkannter Fremdkörperaspiration evtl. akuter oder chronischer Husten/Atemwegsinfekt
Wichtige Informationen
Was genau wurde aspiriert (evtl. Vergleichsobjekt mitbringen lassen)
Lebensmittel gekocht oder roh, geschält oder ungeschält
Ereignis beobachtet oder nur vermutet
Wann ist das Ereignis aufgetreten
Initiale Symptome und Symptome im Verlauf
Zeitpunkt der letzten Mahlzeit
Diagnostik / Evaluation
Das beobachtete Aspirationsereignis ist das sensitivste und spezifischste Zeichen für eine Fremdkörperaspiration
Klinische Befunde
Häufig in- oder exspiratorischer Stridor oder exspiratorisches Giemen
Eventuell einseitig oder regional abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch
Röntgen
Im Notfall ist ein Röntgen-Thorax meistens verzichtbar
Aspirierte Fremdkörper sind meist nicht röntgendicht und daher im Röntgen-Thorax nur selten unmittelbar zu sehen
Falls eine Röntgen-Thorax Aufnahme veranlasst wird, genügt eine Ebene = ap (antero-posterior)
Thorax-Rx-Bild möglichst in Exspirationsstellung durchführen
Umschriebene Überblähung durch Ventilmechanismus auf der Fremdkörperseite
Gegebenenfalls mit Mediastinalverlagerung zur Gegenseite
Gelegentlich diskrete Verminderung der Lungengefässzeichnung oder Atelektase
Auf der Fremdkörperseite mit kompensatorischer Überblähung der Gegenseite
Ein normales Röntgenbild schliesst einen Fremdkörper nicht aus
Weder klinische noch radiologische Befunde erlauben eine sichere Diagnose oder Ausschluss einer Fremdkörperaspiration! Bei Verdacht auf FK-Aspiration muss immer eine Bronchoskopie durchgeführt zur sicheren Diagnose oder zum Ausschluss
Vorgehen bei V.a. auf Fremdkörperaspiration
Kinder mit akuter oder schwerwiegender respiratorischer Alteration benötigen eine dringende Evaluation und Fremdkörperentfernung
Meist präsentieren sich die Kinder jedoch in einer klinisch mehr oder weniger stabilen Situation
Falls stabil weitere Diagnostik unter Einhaltung der Nüchternzeiten und optimale Vorbereitung
Grundsätzlich jederzeit Risiko bezüglich möglicher Zunahme der Symptomatik durch
Anschwellen des Fremdkörpers
Migration des Fremdkörpers mit Okklusionsgefahr
Deshalb ist eine entsprechende Überwachung notwendig
Anästhesieverfahren
Immer initial flexible Bronchoskopie über Endoskopiemaske (nach Frei) (durch pädiatrischen Pneumologe oder Anästhesie)
Schonendes Vorgehen für das Kind
Gute Diagnostik
Rascher Ablauf
Gabe von Lidocain topisch
Die Bronchoskope mit Endoskopieturm werden vom OP-Team bereitgestellt
Bronchoskopgrössen Pneumologie Kinderspital
Körpergewicht Kind
Bronchoskop
Aussendurchmesser (OD) Innendurchmesser (ID)
< 15 kg
Olympus BF-XP190
OD 3.1mm ID 1.2mm
15-25 kg
Olympus BF-3C160
OD 3.8mm ID 1.2mm
> 25 kg
Olympus BF-P160
OD 4.9mm ID 2.0mm
Bei Nachweis und Lokalisation eines Fremdkörpers in den Atemwegen wird primär versucht diesen mittels Bronchoskop zu entfernen (Ansaugen, Zängli, Netz). Bei Misserfolg erfolgt eine starre Bronchoskopie
In ca. 3/4 der Fälle wird bei V.a. Fremdkörperaspiration in der Bronchoskopie ein Fremdkörper gefunden
Zahlen LUKS bei 209 Bronchoskopien (Reimers und Schlegel 1995 in Aktuelle Probleme der ORL)
Zusätzlich muss eine Fremdkörperingestion im Ösophagus ausgeschlossen werden
Narkoseführung
Grundsätzlich ist eine Maskeneinleitung mit Sevofluran in Spontanatmung zu favorisieren
Im weiteren Verlauf bei lokalisiertem Fremdkörper Umstellung auf Propofol/Ultiva möglich
Bei starrer Bronchoskopie zwingend Relaxation (z.B. Mivacron) und Beatmung über Bronchoskop-Seitenport (Bei kleinen Tidalvolumina keine Kapnometriekurve ableitbar)
Fiberoptische Applikation von Lidocain (0.5-2%, max 4mg/kgKG verteilt auf 2 Dosen) oberhalb und unterhalb der Stimmbandebene
Abschwellung
Steroide (Dexamethason 0.5mg/kgKG (Max 8mg), falls nicht präoperativ schon erhalten)
Diclofenac (respektive Ibuprofen bei Kinder 3-12 Monate oder Kinder >12 Mte und <10kg)
Puls, Atemfrequenz und Temperatur initial 2 stündlich
Literatur
1. C. E. Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion. AWMF Leitlinien-Register Nr 001/031- S2k Leitlinie 2015
2. Mani N, Soma M, Massey S, Albert D, Bailey CM. Removal of inhaled foreign bodies–Middle of the night or the next morning? International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology 2009;73:1085-9.
Autoren
Prof. Dr. med. Nicolas Regamey (Pädiatrische Pneumologie)
Dr. med. Christoph Schlegel (HNO)
Dr. med. Martin Hölzle (Anästhesie)
Prof. Dr. med. Philipp Szavay (Kinderchirugie)
Markus Diehl (Operationsabteilung Kinderspital)
Monika Molisak (Operationsabteilung HNO Op)
Dr. med. Patrick Imahorn (Kindernotfallstation)
Prof. Dr. med. Thomas Neuhaus (Chefarzt Pädiatrie)